Die Rate der Kaiserschnitt-Geburten stieg in den vergangenen 20 Jahren in westlichen Ländern rasant an. Nun läuten auch in der Schweiz die Alarmglocken: Im Jahr 1998 hatte die Kaiserschnittrate noch 22,7 Prozent betragen, 2010 lag sie bereits bei 32,6 Prozent. Damit liegt die Schweiz auf gleicher Höhe wie Österreich und Deutschland (vgl. Faktencheck Gesundheit: Kaiserschnitt, Bertelsmann 2012). Hier kommt mittlerweile jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt - vor wenigen Jahren war es nur jedes fünfte Kind.
Ein vom Schweizer Bundesrat angeforderter wissenschaftlicher Bericht gibt für die steigende Kaiserschnittrate (vgl. Stellungnahme des Bundesrats, online 28.2.2013) mehrere Gründe an. Ein Faktor ist das Alter: Frauen über 35 Jahre brachten im Jahr 2010 am meisten Kinder per Kaiserschnitt zur Welt (42,5 Prozent). Auch eine private Spitalzusatzversicherung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts. In einem Privatspital ist die Wahrscheinlichkeit für eine Sectio doppelt so hoch wie in einem öffentlichen Spital. Hier dürften also auch ökonomische Gründe eine Rolle spielen.
Im wissenschaftlichen Bericht wird auch thematisiert, dass Ärzte aus haftungsrechtlichen Gründen auf Nummer Sicher gehen wollen und deshalb dem Risiko einer normalen Geburt ausweichen. Der sogenannte „Wunschkaiserschnitt“ sei aber laut Bericht ein Randphänomen. Zwar würden Schwangere „zunehmend als Kundinnen des Gesundheitssystems wahrgenommen“ und deren Selbstbestimmungsrecht geachtet. Diese würden aber laut deutschen Erhebungen (Pressemitteilung Faktencheck Gesundheit: Kaiserschnitt, Bertelsmann 2012) nur 2 Prozent der Kaiserschnitte ausmachen. Allerdings: Der Schweizer Bericht nennt „Geburtsangst“ als medizinische Indikation, ohne genau auszuweisen, wie viele der Kaiserschnitte auf allein diese - dehnbare - Indikation zurückzuführen sind.
Eine 2012 im American Journal of Obstretrics and Gynecology publizierte Studie (2012; 206: 331.e1-19) hatte errechnet, dass mit der Senkung einer Sectio-Rate auf 15 Prozent (WHO-Vorgabe) weltweit 2,32 Milliarden US-Dollar eingespart werden könnten.
Kaiserschnitt-Geburten bedeuten sowohl für Kinder als auch die Mütter erhöhte gesundheitliche Risiken. Laut WHO liegen die Komplikationsraten bei einem Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation gegenüber natürlichen Geburten dreimal so hoch. In einer in The Lancet im Jahr 2010 veröffentlichten Studie warnte bereits die WHO vor dem steigenden Phänomen der „Wunsch-Kaiserschnitte“. (vgl. Imabe-Newsletter März 2010). Laut WHO würde eine Kaiserschnittrate von 10 bis 15 Prozent in etwa den Fällen mit zwingender medizinischer Indikation entsprechen.