Seit der Einführung des nicht invasiven Screenings auf eine Trisomie 21 im Herbst 2004 hat sich in Dänemark die Zahl der Kinder, die mit Down-Syndrom geboren werden, fast halbiert. Damit liegt nun erstmals eine Studie vor, die den Zusammenhang zwischen Pränataldiagnose und dem numerischen Anstieg von Abtreibungen von Behinderten dokumentiert. Das Ergebnis wurde (16. Juni 2007) auf der Jahrestagung der European Society of Human Genetics in Nizza vorgestellt. Seit 2004 wird der zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche durchgeführte Combined Test in Dänemark allen Schwangeren angeboten. Er umfasst eine Ultraschalluntersuchung zur Nacken-Transparenz-Messung in Kombination mit einer Laboruntersuchung, die zwei serologische Risikofaktoren erfasst. Bislang galt die invasive Pränataldiagnostik (Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie, beide mit Risiken für das Kind verbunden) als Standarduntersuchung für Frauen ab 35 Jahren. Die Zahl der Kinder, die mit Trisomie 21 geboren wurden, ging seit Einführung des Combined Test um etwa 50 Prozent zurück, berichtete Karen Brøndum-Nielsen vom Kennedy Institut in Glostrup, die das offenbar als Erfolg wertete. Diese Kinder wurden vor der Geburt abgetrieben. Die häufigsten Gründe, dass dennoch Kinder mit Down-Syndrom zur Welt kämen, seien, dass Mütter „das Screening trotz Angebot ablehnten“, das Versagen der Risikokalkulation (Wert über 1:300) oder eine zu späte Durchführung der Tests in der Schwangerschaft. Wie hoch die Anzahl der gesunden Kinder ist, die im Rahmen der Risikodiagnose „sicherheitshalber“ oder wegen einer Fehldiagnose abgetrieben wurden, ist nicht bekannt. Ebenso wenig erfasst sind die psychologischen Probleme, denen Mütter (und Väter) heute ausgesetzt sind, wenn sie solche „Standard“-Untersuchung verweigern oder trotz Diagnose zu ihrem behinderten Kind stehen. Immerhin gibt Brøndum-Nielsen zu bedenken, dass auf diesem Gebiet „psychologische Aspekte analysiert“ werden sollten. In Österreich werden die Kosten für einen Combined Test (rund 160 Euro) bei Frauen ab 35 Jahren oder mit familiärer Belastung von der Krankenkasse übernommen.
Bioethik aktuell
Pränataldiagnose: 50 Prozent weniger Down-Syndrom-Kinder in Dänemark geboren
Statistische Daten belegen erstmals abtreibende Wirkung der Pränataldiagnose bei Behinderung
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