Eines der führenden internationalen medizinischen Journals, Lancet, fordert mehr psychologische Hilfe für Frauen nach Abtreibungen. Im Editorial (2008; 372: 602) relativieren die Autoren die Aussagen eines Berichts der American Psychological Association. Diese hatte Mitte August einen Bericht vorgelegt, wonach es keinerlei wissenschaftlich gesicherte Daten gebe, dass Frauen, die innerhalb des ersten Trimesters abtreiben, ein größeres Risiko hinsichtlich mentaler Gesundheit eingingen als solche, die ihr Kind zur Welt brächten. Dem widerspricht Lancet und warnt vor einer Verniedlichung des Problems: Die Tatsache, dass Frauen nach einer Abtreibung psychische Probleme hätten, dürfe nicht banalisiert werden. Stattdessen fordert Lancet ein Maßnahmen-Paket zur Nachbetreuung von Frauen nach Abtreibungen. Erst jüngst hat eine im Scandinavian Journal of Public Health publizierte Langzeitstudie in Norwegen ergeben, dass vor allem junge Frauen, die abtreiben ließen, später stärker zu Depression neigen als andere (2008; 36(4): 424-428). Die Ergebnisse der Studie, bei der der Soziologe Willy Pedersen an der Universität Oslo 11 Jahre hindurch 768 Frauen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren wissenschaftlich begleitet hat, zeigten außerdem, dass das Suchtverhalten (Alkohol und Drogen) bei jungen Frauen nach einer Abtreibung signifikant höher war als bei jenen, die sich für ihr Kind entschieden haben (Addiction 2007; 102(12): 1971-1978).
Bioethik aktuell
Post-Abortion-Syndrom: Lancet fordert Maßnahmen-Paket für Frauen
Mentale Gesundheit muss Teil der reproduktiven Gesundheit sein
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