Auf dem Feld der sog. „Pille danach“-Präparate spitzt sich in Österreich der Konkurrenzkampf zwischen Herstellern zu, berichtet healtheconomy (online, 22. 01. 2010). Hintergrund dafür ist, dass das Produkt Vikela, die neben Postinor bis jetzt in Österreich zweite übliche „Pille danach“, seit Anfang des Jahres rezeptfrei erhältlich ist. Zeitgleich wurde nun auch eine weitere „Pille danach“ namens ellaOne, ebenfalls Produkt des französischen Unternehmens HRA-Pharma (Vikela) zugelassen. Sie kostet zwei bis dreimal so viel wie Vikela und Postinor. Das Präparat ist rezeptpflichtig und wird wegen des neuen Wirkstoffs Ulipristal-Acetat (UA) derzeit vom Lieferanten und von Medien als die „bessere Pille danach“ hochgespielt. Bei HRA-Pharma rechnet man damit, dass sich der Verkauf zugunsten von ellaOne verschieben wird: Durch Beeinflussung des natürlichen Hormons Progesteron verhindere es den Eisprung und könne laut Hersteller bis zu 120 Stunden (5 Tage) nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr wirksam eingenommen werden, im Gegensatz zu Levonorgestrel, das nur bis spätestens drei Tage danach angewendet werden kann). Eine - von HRA-Pharma gesponserte - Studie, die nun in Lancet (2010; 375(9714): 555-562, doi:10.1016/S0140-6736(10)60101-8) erschien, soll untermauern, dass die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristal-Acetat (UA) mehr Schwangerschaften als die weit verbreitete Alternative Levonorgestrel verhindere.
Stellungnahme von IMABE zum Präparat „ellaOne“:
1. Aufgrund des erläuterten Wirkmechanismus und der Anwendungsmodalitäten kann davon ausgegangen werden, dass ellaOne, ebenso wie Vikela, in rund 50 Prozent der Fälle einer möglichen Schwangerschaft frühabtreibend wirkt. Gegenüber Vikela wiegt schwerer, dass mit ellaOne auch ein bereits eingenisteter Keimling abgetrieben werden kann (Abstoßung durch Schädigung der Gebärmutterschleimhaut).
2. Die Unterschiede von ellaOne zur Abtreibungspille Mifegyne (RU 486) sind nur fließend. Ob dieses als „Pille danach“ propagierte Produkt wie eine „echte Abtreibungspille“ wirkt, hängt, abgesehen von der Dosis, entscheidend von der (individuell variierenden) Verteilung und Verstoffwechslung von Ulipristal ab.
3. Die Autoren der Lancet-Studie geben zu, dass „über 90 Prozent der Frauen“ ohnehin keine „Pille danach“ hätten schlucken müssen, da sie zum Zeitpunkt des Verkehrs nicht empfängnisbereit waren. Diese Aussage wirft ein bezeichnendes Licht darauf, wie sehr der Körper der Frau als Kampfplatz der Gewinnmaximierung von Pharmaunternehmen gesehen wird, statt Programme zu unterstützen, die Frauen und jungen Mädchen ihren eigenen Biorhythmus und einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität näher bringen.