„Wissenschaftlich gesehen gibt es keinen Grund, noch mehr Embryonen zu zerstören. Aus ethischer Perspektive gilt, dass Embryonen prinzipiell nicht zu Rohmaterial verzweckt und instrumentalisiert werden dürfen.“ Mit den Induzierten Pluripotenten Stammzellen (iPS) gibt es ein ethisch akzeptables Verfahren zur Herstellung von Alleskönner-Stammzellen. „Warum erneut viele menschliche Embryonen, Zeit und Tausende von Euro für die Herstellung einer Stammzelllinie Made in Austria verwenden?“, fragt Susanne Kummer, stv. IMABE-Geschäftsführerin, in der aktuellen Österreichischen Ärztezeitung (19/2008). Anlass des Kommentars ist die Diskussion um ein geplantes Gesetz zur Embryonenforschung in Österreich, bei der oft die Schweiz als Vorbild zitiert wird.
Dort dürfen seit 2005 Embryonen, die vor 2001 im Zuge künstlicher Befruchtung eingelagert wurden, als „Rohmaterial“ verwendet werden. Erst im Juli 2008 wurde in Genf erstmals die erste langlebige Population von menschlichen embryonalen Stammzellen „Made in Switzerland“ präsentiert. Der Aufwand war enorm: Insgesamt 199 eingefrorene menschliche Embryonen mussten in jahrelanger Arbeit dafür verbraucht werden. Das Ergebnis ist medizinisch nicht wirklich brauchbar: Die Stammzelllinie stammt von einem Embryo mit 61 statt der normalen 46 Chromosomen pro Zelle. Zudem stehen weltweit jetzt schon rund 200 Stammzelllinien von verschiedenen Instituten der Forschergemeinde zur Verfügung - genügend Material also für die Forschung, unterstreicht Kummer. Es sei deshalb nicht notwendig, neue Stammzelllinien für Forschungszwecke herzustellen (und damit weitere Embryonen zu zerstören). Dies bestätigte auch der Entdecker der iPS-Zellen, Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto, beim Europäischen Forum Alpbach 2008 (vgl. Imabe-Newsletter September 2008). Damit habe einer der weltweit führenden Köpfe ein deutliches Signal gegeben, das in Österreich unbedingt gehört werden sollte, betont Kummer. „Ethisch sauber forscht es sich am besten.“