Auf parlamentarischer Ebene stand in Österreich die Stammzellforschung, insbesondere die Zulässigkeit von Forschungsarbeiten mit humanen embryonalen Stammzellen (hESZ), bisher nicht zur Debatte. Diese kommt nun in Gang. Die Herstellung von hESZ auf österreichischem Boden ist verboten, nicht jedoch ausdrücklich der Import von Stammzelllinien, die im Ausland erzeugt wurden, noch die hESZ-Forschung. Diese Felder sind gesetzlich nicht geregelt. Bisher ergeben sich mittelbar Einschränkungen durch das Fortpflanzungsmedizingesetz. So ist die In-vitro-Fertilisation lediglich zu Fortpflanzungszwecken erlaubt, nicht aber zur Erzeugung von Embryonen für Forschungszwecke. Einige Vertreter der Bioethikkommission, darunter der evangelische Theologe Ulrich Körtner und der Wiener Philosoph Peter Kampits fordern, die Forschung mit ES-Zellen in Österreich gesetzlich zu erlauben und dafür auch tiefgefrorene, nach künstlichen Befruchtungen „übrig gebliebene“ Embryonen zu verwenden. Dagegen verteidigen der katholische Moraltheologe Günther Virt und der Ethiker Matthias Beck den Schutz der Würde des Menschen von Anfang an. „Der Todeszeitpunkt eines Embryos entscheidet nicht darüber, zu welcher Art Lebewesen er gehört. Der Embryo entwickelt sich nicht zum Menschen, sondern als Mensch“, argumentiert Beck in der Presse (online, 07. 02. 2008).
IMABE fordert die österreichische Regierung auf, ein klares Verbot der Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen auszusprechen, aus drei Gründen:
1. Ethisch: Der Embryo ist ein Mensch, er darf nicht verzweckt und für die Forschung instrumentalisiert werden. Das Argument, dass auch in der Natur nicht alle Embryonen ausreifen und geboren werden, greift nicht. Für Naturvorgänge trägt niemand Verantwortung; Eingriffe in den Embryo, die seinen Tod herbeiführen, sind hingegen moralische Handlungen von Menschen an Menschen, keine Vorgänge.
2. Wissenschaftlich: Für die Grundlagenforschung sind tierische ES völlig ausreichend. Zwecks Vergleichs mit humanen Zellen können heute die neuen, mittels eines ethisch unbedenklichen Verfahrens gewonnenen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSZ) verwendet werden. Der Verbrauch von humanen embryonalen Stammzellen hat sich damit auch aus wissenschaftlicher Perspektive erübrigt.
3. Therapeutisch: Die Forschung mit humanen adulten Stammzellen (hASZ) liefert laufend neue therapeutische Anwendungen, die weltweit bereits Tausenden Menschen das Leben gerettet haben (z. B. Stammzelltransplantationen bei akuten Leukämien). Mit embryonalen Stammzellen gibt es entgegen aller Prognosen nach zehn Jahren Forschung weder eine Therapie noch eine einzige klinische Studie.
Fazit: Österreich sollte seine Möglichkeit wahrnehmen, sich als Vorreiterland in der Forschung mit adulten Stammzellen zu positionieren.