Für eine gelungene Arzt-Patient-Beziehung ist eine gute Kommunikation entscheidend. Bei Kommunikation steht häufig die Kompetenz des Arztes im Fokus, die Rolle des Patienten wird seltener behandelt. Viele Patienten sind mit Arztgesprächen nicht zufrieden. Sie konnten nicht alle Fragen stellen, sei es, weil sie nicht den Mut dazu hatten, oder aber der Arzt Zeitknappheit signalisiert hatte. Eine Freiburger Forschergruppe um Erik Farin-Glattacker vom Institut für Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Freiburg hat nun eine eigene Patientenschulung (genannt: KOKOS-Schulung) entwickelt. Das Projekt wurde vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Laut Autoren wollen chronisch kranke Patienten wissen und erlernen, was sie selbst tun können, um für sich den größten Nutzen aus einem Arztgespräch zu ziehen: in knapper Zeit die richtigen Fragen stellen, eigene Wünsche und Meinungen äußern, Feedback geben und das Arztgespräch nachbereiten. Häufig hätten sie aber den Eindruck, dass sie Befürchtungen oder auch für die Behandlung wichtige Beobachtungen eigener Symptome nicht so ausführlich einbringen zu können, wie es sinnvoll gewesen wäre.
„Die American Medical Association schätzt, dass 80 Prozent der medizinischen Fehler auf Kommunikationsstörungen zurückzuführen sind. Verschiedene Studien belegen darüber hinaus die ökonomische Relevanz einer ungenügenden Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten und den positiven Einfluss gelungener Kommunikation auf Adhärenz und Behandlungsergebnis“, berichten die Autoren im Deutschen Ärzteblatt (2014; 111(39): A-1646 / B-1414 / C-1346) In Form von Gruppenschulungen könnten chronisch kranke Patienten und Patientinnen und deren Angehörige erlernen, zielgerichtet zu kommunizieren, kompetent aufzutreten und die knappe Zeit im Arztgespräch bestmöglich für sich nutzen.
Wie entscheidend die Kommunikation bei schwerer Erkrankung in der Terminalphase für den Patienten ist, zeigt ein aktueller Report des Institute of Medicine (IOM) der National Academy of Sciences mit dem Titel Dying in America. Das 21-köpfige Expertenteam kritisiert, dass wegen finanzieller Anreize Eingriffe durchgeführt werden, die oft „teuer sind und wenig angepasst an die Bedürfnisse, Ziele und Präferenzen der Patienten und ihrer Familien“. Die Autoren des 500-Seiten-Berichts geben Empfehlungen für eine Patienten orientierte und Patienten-Familien-Orientierte End-Of-Life-Behandlung ab. Patienten werden ermutigt, sich früh mit dem Sterben auseinanderzusetzen und ihre Wünsche zu kommunizieren. Die Empfehlungen zur geriatrischen Palliativpflege umfassen eine stärkere Integration der medizinischen und sozialen Dienste, Unterstützung für pflegende Angehörige sowie ein Aufbessern der Palliativversorgung in Pflegeheimen und häuslichen Pflegeprogrammen.