In Italien steigt die Zahl jener Ärzte im öffentlichen und privaten Dienst, die keine Schwangerschaftsabbrüche vornehmen wollen, kontinuierlich. Inzwischen sind es schon 70 Prozent der italienischen Gynäkologen, so ein aktueller Bericht des italienischen Gesundheitsministeriums. Im Jahr 2003 weigerten sich erst 58 Prozent der Ärzte. Zur Dienstverweigerung bei Abtreibungen entscheiden sich auch immer mehr Anästhesisten. In Italien gilt seit 1978 die Fristenregelung, der Arzt hat aber das Recht auf Gewissensvorbehalt. Abtreibungen sind bis zum dritten Monat der Schwangerschaft straffrei, im Falle einer vermuteten Behinderung des Kindes auch noch später.
Laut Bericht sinkt die Zahl der Abtreibungen in Italien seit Jahren kontinuierlich. Im Vergleich zum Jahr 1982, als ein Rekord von 234.801 Eingriffen registriert worden war, ist die Zahl fast um die Hälfte auf 127.038 (2007) gesunken. Der Vatikan begrüßte die Entwicklung als positiven Trend, der einen Mentalitätswechsel bezeuge. Noch vor Jahren fühlten sich Ärzte, die Abtreibungen verweigerten, „isoliert“, sagte der „Gesundheitsminister“ des Vatikans, Kardinal José Lozano Barragan.
Scharf kritisiert wurde hingegen vom Heiligen Stuhl die jüngste Resolution des Europarates zur Abtreibung: Darin wurde ein „Recht von Frauen auf Abtreibung“ unterstützt. Mit der Forderung nach „risikofreien und legalen“ Schwangerschaftsabbrüchen sei erstmals in einem offiziellen Dokument des Europarats von einem „Recht“ auf Abtreibungen die Rede, bemerkte der für Bioethik zuständige Kurienbischof Elio Sgreccia. Der vatikanische Ethiker äußerte sich verblüfft darüber, dass der Text ausschließlich mit der Gesundheit der Frau und Sozialkosten argumentiere, ohne auf die Würde des ungeborenen Menschen einzugehen. Es sei widersprüchlich, dass das Dokument allen Menschen das Recht auf körperliche Unversehrtheit und ein Verfügungsrecht über den eigenen Körper zubillige, davon aber die Ungeborenen ausnehme.