Bioethik aktuell

IMAGO-HOMINIS-Vorschau: Kommunikation in der Medizin

Lesezeit: 02:09 Minuten

Ärzte führen im Laufe ihres Berufslebens rund 100.000 medizinische Gespräche mit Patienten. Die Zeit dafür ist meist knapp bemessen. Heute weiß man, wie wichtig ein guter Kommunikationsverlauf zwischen Arzt und Patient für den Therapieverlauf und den Krankheitsprozess ist. Kommunikationsmangel wird als Beziehungsstörung und Vertrauensbeeinträchtigung empfunden - und schlägt sich unweigerlich auch auf die Qualität der Behandlung nieder. Ohne das Vertrauen des Patienten können weder Ärzte noch Pfleger ihren Heilungsauftrag ausführen.

Wie lässt sich eine geglückte Arzt-Patienten-Kommunikation aufbauen und erhalten? Welche Faktoren müssen dafür besonders berücksichtigt werden? Diesen Fragen widmet sich die kommende Ausgabe das Fachjournals Imago Hominis mit dem Schwerpunkt „Kommunikation in der Medizin“.

Das Erstellen oder Erlernen von rein technischen Kommunikationsmodellen genügt nicht, damit es zu einer Begegnung von Menschen kommt. Was also braucht es mehr? Thomas S. Hoffmann (Fernuniversität Hagen) widmet sich einer anthropologischen Sicht auf das Phänomen Kommunikation und fragt nach den Eckpunkten einer Ethik der Kommunikation.

In seinem Beitrag zum ärztlichen Gespräch und seiner Dynamik zeigt der Berliner Sozialpsychologe Hans-Wolfgang Hoefert auf, wie sich bestimmte Rahmenbedingungen (Arztpraxis, Krankenhaus) günstig oder ungünstig auf die Gesprächsqualität auswirken können, und welche Maßnahmen der Arzt setzen muss, damit die Erwartungen und Krankheitsvorstellungen des Patienten in die Gespräche einbezogen werden.

Die Internistin und Psychoonkologin Monika Keller (Universitätsklinikum Heidelberg) arbeitet in ihrem Beitrag heraus, auf welche speziellen Herausforderungen ärztliche Kommunikation im Bereich der Onkologie trifft. Im Mittelpunkt der Anforderungen an menschliche und professionelle Kompetenz steht eine patientenzentrierte Kommunikation, ohne die eine „heilsame Behandlung“ und Versorgung von Krebspatienten nicht denkbar ist. Anhand eines deutschlandweit seit 2008 speziell für Onkologen durchgeführten Kommunikationstrainings zeigt Keller, wie Ärzte in ihrer Kompetenz, Krebspatienten gut zu führen und sie und deren Angehörige zu begleiten, gestärkt werden können.

Michael Peintinger, Anästhesist am Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien, richtet seinen Fokus auf die interkulturelle Kommunikation. Hier brauche es vonseiten des Arztes ein Wissen um unterschiedliche kulturgebundene Werthaltungen, eine kulturelle Sensibilität sowie die grundsätzliche Bereitschaft, das Wertesystem des Patienten wahrzunehmen und einzubeziehen.

Martina Hess und Regina Hummer (Kommunikationstrainerinnen, Horizont, Wien) zeigen anhand des Fünf-Phasenmodells „Schock - Verleugnung - Aggression - Depression - Trauerarbeit“, was in Patienten nach der Konfrontation mit einer schwerwiegenden Diagnose emotional vorgeht, und geben hilfreiche, praktische Strategien für die weitere ärztliche Gesprächsführung.

Eine Vorschau der Imago-Hominis-Ausgabe 4/2013 mit dem Schwerpunkt „Kommunikation in der Medizin“ findet sich auf http://www.imabe.org/index.php?id=1522, das Einzelheft kann um 10 Euro bezogen werden.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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