Die Bioethik hat in den vergangen Jahrzehnten eine Bandbreite an Konzepten entwickelt, um im klinischen Kontext konkrete Hilfestellungen bei schwerwiegenden Fragen, Problemen und Konflikten bieten zu können. Die Autoren der kommende Ausgabe von Imago Hominis mit dem Schwerpunkt „Klinische Ethik“ zeigen praxisnahe, wie sich ethische Fragestellung in der Praxis bewältigen lassen. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Jürgen Wallner, Personalvorstand und Leiter der Ethikberatung am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien, der diese Ausgabe von Imago Hominis als Gastherausgeber inhaltlich begleitet hat.
Angesichts der zahlreichen ethischen Herausforderungen, die sich im klinischen Alltag den Handelnden stellen, zeigt Jürgen Wallner in seinem Beitrag auf, wie eine systematische Unterstützung in der Klinischen Ethikberatung aussehen kann.
Klaus Kobert (Klinischer Ethiker, Ev. Krankenhaus Bielefeld) legt in einem Artikel über die Rolle der Angehörigen im ethischen Fallgespräch dar, wie eine ethische Fallbesprechung konkret konzipiert werden kann. Kobert liefert überzeugende Argumente, dass und wie Angehörige in die ethische Fallbesprechung einbezogen werden sollten, weist aber auch darauf hin, dass dies nicht immer der Fall sein muss.
Kurt Lenz (Vorstand der Internen Abteilung, Konventhospital Barmherzige Brüder Linz) behandelt die wichtige Frage der Therapiebegrenzung und zeigt auf, welche grundlegenden Begriffe und Prozesse es bei Entscheidungen für eine Begrenzung oder Zurücknahme kurativ ausgerichteter Therapiemaßnahmen aufgrund fehlender Indikation oder ablehnenden Patientenwillens zu beachten gilt.
Entscheidungen zur Therapiebegrenzung werden von vielen Beteiligten als besonders schwierig erfahren, wenn es sich beim Patienten um ein Kind handelt. Alfred Dilch (Neonatologie und Intensivstation, G. von Preyer´sches Kinderspital, Wien) erörtert, wie solche Entscheidungsprozesse in der Pädiatrie gestaltet werden können. Ausgangspunkt ist die Frage, was die ethischen Kernprinzipien von Fürsorge, Nicht-Schaden und Respekt vor der Selbstbestimmung im Kontext der Pädiatrie bedeuten können.
Ein medizinischer Fachbereich, der selten mit Problemen der klinischen Ethik verbunden wird, ist jener der Orthopädie. Dass man dies durchaus anders sehen kann, erläutert Walter Strobl (Neuroorthopädie Abteilung für Orthopädie des Kindes- und Jugendalters, Orthopädisches Spital Wien-Speising der Vinzenz Gruppe) in der Frage der Verbesserung der Lebensqualität bei schwerstbehinderten Patienten. Er zeigt, wie Therapieentscheidungen bei Patienten mit schweren neuroorthopädischen Erkrankungen, die für den Betroffenen meist eine lebenslange Einschränkung bedeuten, getroffen werden können.
Michael Peintinger (Anästhesie, Krankenanstalt Göttlicher Heiland, Wien) liefert mit seinem Erfahrungsbericht über die Befassung mit den Patientenverfügungen im Alltag einen Einblick in die Handhabung antizipierter Willenserklärungen im Krankenhaus aus erster Hand.
Eine Vorschau der Imago-Hominis-Ausgabe 3/2012 mit dem Schwerpunkt „Klinische Ethik“ findet sich auf http://www.imabe.org/index.php?id=1522, das Einzelheft kann um 10 Euro bezogen werden.