Erstmals werden in Großbritannien Gentests zur Früherkennung von Krebserkrankungen auch für jene Menschen angeboten, die keine Erbkrankheiten in der Familie haben. Das Programm der University College-Klinik in London arbeitet laut der Zeitung The Times an einem „neuen Ansatz in der Präventivmedizin“, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 12. 01. 2009). Derzeit bietet das britische Gesundheitssystem diese Tests für Frauen an, deren Verwandte wegen einer Genmutation an Krebs erkrankt sind. Nach Einschätzung der Times werden diese Gentests auch die Nachfrage nach der Präimplantationsdiagnostik (PID) erhöhen.
In Großbritannien wurde die PID 2006 legalisiert. Sie darf bei einer drohenden Vererbung bestimmter Formen von Krebs, Alzheimer und Muskelkrankheiten genutzt werden. Das bloße Vorhandensein eines sogenannten Risiko-Gens, etwa des Brustkrebsgens BRCA1, genügt, um Embryonen im Zuge der In-vitro-Fertilisation auszusortieren, selbst wenn bekannt ist, dass die Krankheit weder zwingend ausbrechen wird, noch rein auf dieses Gen rückführbar ist. Nun verlangt die British Medical Association (BMA), dass das derzeitige Einzelfall-Zulassungsverfahren für eine PID durch die zuständige Aufsichtsbehörde Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) vereinfacht werde, da man eine starke Zunahme von Anfragen erwarte, berichtet die Deutsche Ärztezeitung (online, 14. 01. 2009).
Anlass der Diskussion war Anfang Jänner 2009 die Geburt des ersten Babys, das nach einer gezielten genetischen Embryo-Selektion in London zur Welt gekommen war. Eine 27-jährige Britin wollte nicht auf natürlichem Weg Mutter werden und wählte explizit das Verfahren einer künstlichen Befruchtung, da in der Familie ihres Mannes Brustkrebserkrankungen gehäuft waren. Mithilfe der PID wurden die elf erzeugten Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf genetische Fehler untersucht, um nur Embryonen ohne Risiko-Gen zu implantieren.