Ein neuer Vorstoß für Sterbehilfe sorgt in Großbritannien für eine Kontroverse. Nach dem am 4. Jänner 2012 veröffentlichten Vorschlag einer Kommission, die unter der Leitung von Lordkanzler Lord Falconer für eine Gesetzesänderung eintritt, sollen Volljährige, die unheilbar krank sind und eine Lebenserwartung von weniger als einem Jahr haben, einen assistierten Suizid wählen können.
Die Commission on Assisted Dying bezeichnet sich selbst als „unabhängig“. Ein Blick auf die Zusammensetzung der elf Kommissionsmitglieder sowie die Finanzierung zeichnet ein anderes Bild: Acht Mitglieder gelten als klare Pro-Euthanasie-Vertreter. Das Gremium war von der Vereinigung Dignity in Dying aufgestellt worden, die bereits dreimal im britischen Parlament mit dem Vorschlag einer Einführung der Möglichkeit eines assistierten Suizids, zuletzt im Jahr 2009, gescheitert war. Berichten zufolge hatte die Kommission, die u. a. vom schillernden Schriftsteller Sir Terry Pratchett finanziert wird, der öffentlich für Euthanasie bei Menschen mit Demenz eintritt, über ein Jahr hinweg 1.300 Stellungnahmen ausgewertet.
In einem Kommentar über die Hintergründe der selbst ernannten Kommission kritisiert Peter Saunders, Vorsitzender der NGO Care Not Killing, scharf die von Falconer ernannte Gruppe. Sie habe Kritiker des assistierten Suizids von vornherein ausgeschlossen (vgl. Dailymail, online, 5.1.2012).
Dies sei auch der Grund, warum mehr als 40 Organisationen, darunter die Britische Ärztekammer, die mehr als 140.000 Ärzte vertritt, eine Zusammenarbeit am Report verweigert hatten. 95 Prozent der britischen Palliativmediziner und die überwältigende Mehrheit der Ärzteschaft sei gegen eine Gesetzesänderung - und wurde von Falconers Kommission ignoriert (vgl. Blog von Peter Saunders). Neben der Ärzteschaft haben sich die anglikanische Church of England und katholische Vereinigungen scharf gegen eine Legalisierung des assistierten Suizids ausgesprochen.