Wenn Babys nicht genug Zuwendung bekommen, kann dies den Hormonhaushalt in ihren Gehirnen dauerhaft verändern. Dadurch könne es ihnen später schwerer fallen, liebevolle Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen, schreiben Forscher der Universität von Wisconsin in Madison (USA) in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS, November 22, 2005, vol. 102, no. 47, 17237-17240). Nach Angaben der Wissenschafter ist es der erste Nachweis eines neurobiologischen Effekts mangelnder Zuwendung.
Die Forscher untersuchten 18 Kinder im Alter von vier Jahren, die von amerikanischen Ehepaaren aus russischen oder rumänischen Waisenhäusern adoptiert worden waren. Dort hatten sie nur wenig Zuwendung bekommen. Diese Adoptivkinder wurden mit Kindern verglichen, die von Anfang an bei ihren leiblichen Eltern gelebt hatten. Die Wissenschafter bestimmten jeweils den Gehalt zweier Hormone im Gehirn, die das Knüpfen sozialer Kontakte und den Umgang mit Stress erleichtern: Oxytocin und Vasopressin.
Die Adoptivkinder hatten niedrigere Hormonspiegel. Außerdem stieg die Hormonmenge durch liebevolles Spiel mit ihren Müttern nicht an - anders als bei anderen Kindern. Der Leiter der Untersuchung, der Psychologieprofessor Seth Pollak, betonte jedoch, dies bedeute noch nicht, dass die Kinder im Alltag in jedem Fall Schwierigkeiten hätten: „Alles was wir sagen, ist: Für den Fall, dass sich soziale Probleme auftun, könnte hier möglicherweise die biologische Grundlage dafür liegen.“ Wenn man das wisse, könne man möglicherweise bessere Behandlungsmethoden entwickeln. (dpa)