Liegt die Krebsdiagnose weniger als ein Jahr zurück oder ist die Prognose besonders ungünstig, so besteht bei onkologischen Patientinnen und Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Suizid. Zu diesem Ergebnis kommt eine Metaanalyse, die ein interdisziplinäres Team in Regensburg und Heidelberg unter Leitung von Corinna Seliger-Behme (Universität Heidelberg) durchgeführt hat. Die Untersuchung, in die Daten von fast 47 Millionen Erkrankten eingingen, wurde in Nature Medicine publiziert (2022, DOI:10.1038/s41591–022–01745-y).
Auch ein jüngeres Alter bei Erkrankungsbeginn erhöht der Analyse zufolge die Suizidgefahr. Verheiratet zu sein scheint das Risiko dagegen zu verringern, wobei die Daten nicht ausreichten, um dauerhafte Partnerschaften ohne Trauschein von einem Leben als Single zu unterscheiden. Auffällig ist die erhöhte Suizidgefahr bei Erkrankten, die in den USA leben. Das Autorenteam vermutet als Ursache, dass die soziale Absicherung durch Krankenversicherungen und die allgemeine Sozialgesetzgebung in den USA weit weniger ausgeprägt sind als zum Beispiel in Deutschland. In jedem Fall solle der Suizidgefährdung bei onkologischen Patientinnen und Patienten eine größere Aufmerksamkeit gewidmet werden.